Weiterer Auszug aus "Die erträumte Freiheit"

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Ich fühlte mich in meinem Versteck ganz elendig und konnte mein Schluchzen nicht mehr unterdrücken. Mutig und entschlossen lief auch ich zu dem Tatort, um meinen Eltern helfen zu können. Ich wusste die Ursache dieser Eskalation noch immer nicht, jedoch im Moment war dies auch nicht wichtig für mich. Meine Eltern befanden sich in Gefahr und ich musste ihnen helfen. Ich stellte mich zwischen meine Mutter und einen der drei Männer und schrie so laut meine Stimmbänder aushielten: ,,Weg, weg, geht weg!“.

Als wäre das nicht aufregend genug, passierte erneut etwas noch Schlimmeres. Meine Mutter, die einige Schritte rückwärts machte, stolperte über einen Holzrumpf und fiel mit dem Hinterkopf direkt auf die Kante des Rumpfes. Regungslos lag sie da, ihre Stimme verstummte, und mein erster Gedanke war- die Mutter ist tot.

,,Lieber Gott- betete ich unüberhörbar- lass meine Mutter wieder lebendig werden, lass meine Mutter wieder lebendig werden“.

Inzwischen gerieten auch meine Geschwister in Panik und liefen hilflos und laut weinend auf mich zu. Es herrschte Chaos und ich durfte den Überblick nicht verlieren.

Der Vater war noch immer mit den drei Männern beschäftigt- die ich von Herzen hasste- und bekam so nicht gleich mit, was mit der Mutter passiert war.

Ein seltsames Gefühl, das ich schon vorher verspürte, verlieh mir eine unerklärliche Kraft, so dass ich in der Lage war, meine Geschwister einigermaßen zu beruhigen.

Ich musste handeln, aber wie? ...

Die Mutter lag immer noch regungslos am Boden, der Vater hatte immer noch mit den Fremden zu tun und meine drei Geschwister standen um meine Mutter herum und weinten.

 „Ich habe Kraft“,  (so redete ich mir ein) und fühlte, Herr der Lage zu sein. Die düsteren Gedanken, die ich vorher hatte, verdrängte ich und war der Überzeugung, dass ich es schaffen würde, meine Mutter wieder,, lebendig“ zu machen. Ich beugte mich über ihren scheinbar leblosen Körper und mit meinen Kinderhänden hob ich ihren Kopf hoch. Es  ging alles sehr schnell und ich wunderte mich, woher ich die Kraft nahm, sie war einfach da. Mein jüngerer Bruder Cicu eilte mir zu Hilfe, und während ich ihren Kopf hochhielt, stützte er ihren Rücken. Mein Bruder und ich sprachen dabei kein Wort und auch das Weinen hörte auf, es war eine vollkommene Stille und wir warteten, dass die Mutter aufwachte.